Wenn Fotografen über Altglas sprechen, denken sie dabei meist nicht an den Recyclingcontainer. Es geht hier um eine ganz andere Art der „Wertstoffsammlung“, nämlich um alte Objektive aus früheren analogen Zeiten. Und wertvoll können diese Linsen auf jeden Fall sein, finanziell ebenso wie gestalterisch. Diese alten Objektive erzeugen nämlich sehr oft ein ganz anderes, ganz besonderes Bokeh.
„Was erzeugen die?“ wird vielleicht mancher Neuling zu dem Thema fragen. Das aus dem Japanischen stammende Wort Bokeh (ボケ) beschreibt die Art und Form der Unschärfe eines Objektives für die Motivbestandteile, die nicht scharf abgebildet werden. Unscharf ist nicht gleich unscharf! Übrigens sollte man den Begriff nicht englisch aussprechen (Bokki), das könnte ein Japaner nämlich als 勃起 (Erektion) verstehen. Hier ein Beispiel zum Bokeh …
Dieser interessante Effekt in der Unschärfe im Motivhintergrund ist eigentlich ein Darstellungsfehler des Objektivs. In der Vergangenheit waren die technischen Möglichkeiten, diesen „Fehler“ zu beseitigen, aber beschränkt. Etwa seit den 70er-Jahren gelang das immer besser im Sinne einer perfekten Darstellung. Diese Effekte und damit fotografischen Gestaltungsmöglichkeiten durch die gezielte Auswahl eines Objektivs ging dabei leider verloren. Früher hatten die Objektive eher einen erkennbaren Charakter ähnlich einer Handschrift.
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In den letzten Jahren suchen immer mehr Fotografen nach diesen „Handschriften“ und damit nach alten Objektiven. Manch altes Objektiv, das noch auf dem Dachboden oder in Opas Fototasche schlummert, könnte so ein Schätzchen sein. Das erfreuliche daran ist, dass man diese alten Linsen leicht an modernen Systemkameras und manchmal auch an aktuellen Spiegelreflexkameras benutzen kann. Dazu braucht man nur einen Adapter, der den alten Objektivanschluß passend für das moderne Kamerabajonett macht.
Adapter gibt es für alle aktuellen digitalen Kamerasysteme und viele alte Objektivanschlüsse. Das sogenannte M42-Schraubgewinde war sehr weit verbreitet und kann mit Adaptern an nahezu jeder modernen Kamera im manuellen Modus, also ohne Autofokus und Belichtungsautomatik verwendet werden. Unten ist das russische MIR-1B Objektiv mit einer Brennweite von 37 mm und Lichtstärke von 2,8 mit Hilfe eines M42-Adapters für den Nikon F-Anschluss an meiner Nikon D750 montiert. Die Scharfstellung ist bei dieser Kombination manuell, aber die Zeitautomatik (S) der Kamera erlaubt mit diesem Objektiv sogar eine automatische Belichtungseinstellung. K&F bietet übrigens eine große Anzahl Objektivadapter zum Anschluss alter Objektive an moderne Kameras.